Kora - 1.Tag

Als wir früh am Morgen den Saga-Dawa Festplatz - am Beginn der Kora - erreichen ist dieser Platz noch still und einsam.

Auch alle vorhandenen Gebetsfahnen stammen aus dem vergangenen Jahr und sind inzwischen unansehlich und völlig ausgebleicht.

In vier Tagen (bei Vollmond) wird das anders sein und tausende Pilger werden diesen Platz beleben.

In Darpoche - oberhalb von Darchen) verlassen wir unsere Land Cruiser und von nun an geht es zu Fuß weiter.

Jetzt gibt es für unsere Führer noch einiges zu tun um die notwendigen Yaks für unser Troßgepäck anzumieten.

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Durch dieses markante Hochtal entlang des Heiligen Flusses Lha Tschu schlängelt sich die erste Tagesetappe der Pilgerfahrt.

Die wuchtigen Ausmaße der umgebenden Felswände machen die unglaublichen Dimensionen - wie sie der Himalaya bietet - augenscheinlich.

Wenn man die ameisenhaften Pilgergruppen innerhalb dieser Naturlandschaft betrachtet kann man sich einer respektvollen Ergriffenheit auf diesem Pilgerweg nicht entziehen.

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Gleich nach den ersten Wegminuten nach dem Verlassen von Darpoche entdecken wir links am Berghang das Kloster
Chuku Nyan Ri Gompa - umgeben von zahlreichen Gebetsfahnen, die die darüberliegende Felsschlucht überspannen.

Von diesem Kloster hat man eine traumhafte Sicht auf den Heiligen Berg.

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Am Beginn der Umrundung des Kailash durchwandern wir eine markante Schlucht mit bizarren Felswänden auf beiden Seiten des Hochtales.

Daß hier Flachländer - wie sie  sich sicher unter den vielen weitgereisten Pilgern befinden - erschaudern und in Ergriffenheit betend diese erste Etappe der Kora erleben in Anbetracht der Steilheit und der Ausmaße dieser überdimensionalen Felsschluchten mag nicht verwundern.

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Unter den Wanderern - die sich auf diese heilige Pilgerfahrt begeben - sind nicht selten ganze Familien mit Kindern und sehr alte Menschen, die sich oft nur mühsam auf einen Stock gestützt fortbewegen können.

Ich habe meinen Schritt lange Zeit hinter einer alten Tibetischen Frau angepaßt und so konnte ich nicht nur ihre wunderschöne alte Festtags-
Kleidung bewundern, sondern fand auch den richtigen Rhythmus für das Gehen in dieser Höhenlage.

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Nach mehr als zwei Stunden Wanderung haben wir eine Höhe von 4.900 m erreicht und sind damit ca. 100 m höher als der Mont Blanc, dem höchsten Berg in unseren Alpen.

Bald durchwandern wir den
2. Niederwerfungspunkt sowie einen Stein mit den Fußspuren des Dichters und Heiligen Milarepa.

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Trotz der schweren Lasten trotten die Yaks uneinholbar unserem ersten
Übernachtungsplatz entgegen.

Viele Jahrzehnte habe ich davon geträumt gemeinsam mit einer Yakkarawane durch die unendlichen Weiten Tibets zu ziehen.

Ich kann es noch nicht fassen, dieser Traum ist Wirklichkeit.

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Leider begegnen nicht alle an der Kora teilnehmenden Touristen -
den im Gebet versunkenen Tibetern -
mit der notwendigen Würde und einem, dem Anlaß entsprechenden Anstand.

Nach einer weiteren Stunde öffnet sich der Blick in die geschlossene Westflanke des Gipfelaufbaues des Kailash.

Den Abschluß der Wand zum Gipfelaufbau bildet eine riesige Wächte aus Schnee und Eis.

Diese gesamte,
geschlossene Wandflucht hat eine Höhe von 1800 Metern !

Schon beim Näherkommen zur
Drira Phug Monastery
fallen die vielen Dutzenden liebevoll bemalten und sorgfältig gepflegten Stupas dieses Klosters auf.

Am Weg kurz vor Erreichen unseres ersten Übernachtungsplatzes lohnt die Mühe, das Flußufer an einer unscheinbaren Brücke nach links zu wechseln und einen kleinen Umweg in Kauf zu nehmen um das liebliche Kloster
Drira Phug
zu besuchen.

Ein echter Ort der Stille und Erhabenheit inmitten der umgebenden steil aufschießenden Bergflanken.

Die dortigen Lamamönche sind Besuchern gegenüber sehr offen und gewähren gerne Einlaß in den Gebetsraum im Zentrum des Klosters.

Außerdem ist es lohnend die kleinen Kostbarkeiten wie die  Fenster und Türen in der typisch Tibetischen Bauweise mit den dazugehörigen Malereien zu begutachten.

Regelrechte Kostbarkeiten von alten Thangkas kann man an den Wänden beobachten.

Am Altar befindet sich
- für unsere Begriffe -
ein Sammelsurium von Gegenständen deren Bedeutung Nichtbuddhisten nicht verstehen.

Auf der langen Steinstiege des Klosteraufganges in der warmen Nachmittagssonne zu sitzen und still das umgebende Panorama zu betrachten verleitet fast zu stiller Meditation.

Hier über die eigenen Dimensionen und die Wichtigkeit des eigenen Ich’s nachzudenken ist gerade in dieser Abgeschiedenheit ein geeigneter Platz.

Nach der Rückkehr nach Stunden der Beschaulichkeit zu unserem Übernachtungs-
platz zeigt ein strahlender Tag die letzten Facetten an Farben und Lichtern.

Ein wunderbarer, ereignisreicher Tag mit den letzten Sonnenstrahlen an der Nordwestflanke des Kailash neigt sich seinem Ende zu.

Die Licht-Regie könnte perfekter nicht sein.

Müde, aber zufrieden legen wir uns - umgeben von einer traumhaften Bergkulisse in unsere Daunenschlafsäcke um uns vor einer eiskalten Nacht in einer Höhe von ca. 5.100 m zu schützen.
Vor allem wollen wir morgen wieder fit sein.

Zufrieden und dankbar deshalb weil uns die ungewohnte, extreme Höhenlage bisher keine Probleme bereitet hatte.

Hoffen wir, daß es morgen ähnlich locker weitergeht.

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